Onlineberatung im psychosozialen Kontext

Author(s)
Olaf Kapella, Helena Hornung
Abstract

Digitale Medien sind aus dem menschlichen Alltag nicht mehr wegzudenken und haben seit vielen Jahren auch den Bereich der psychosozialen Beratung und Therapie durchdrungen. Dabei treten sie in Form von Telefonberatung sowie internetbasierter Beratung auf (z. B. videobasierte Beratung, E-Mail- und Chat-Beratung). Die Onlineberatung versteht sich dabei als eine wechselseitige Kommunikation zwischen Menschen, die orts- und zeitunabhängig und, wenn gewünscht, auch anonym erfolgen kann. Sie kann synchron oder asynchron erfolgen. Primäres Forschungsinteresse der Studie lag auf der Frage, ob und wie weit verbreitet Onlineberatung bzw. -therapie in Österreich ist, wie dieses Setting bewertet wird und wo ein potenzieller Verbesserungsbedarf liegt.

Zur Analyse gelangten 630 (N) Fragebögen von Respondent:innen aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Neben den geförderten Beratungsstellen (Familienberatung sowie Frauen- und Mädchenberatung) beteiligten sich Berater:innen und Therapeut:innen aus der freien Praxis und aus sonstigen Einrichtungen. Die Analyse der Fragebögen zeigt, dass Onlineberatung ein weitverbreitetes Beratungssetting im psychosozialen Beratungs- und Therapiekontext in Österreich darstellt: Acht von zehn Respondent:innen bieten jeweils Telefonberatung bzw. Beratung via Internet (z. B. Video, E-Mail, Chat) an. Die Telefonberatung hat eine sehr lange Historie in der Beratungslandschaft in Österreich, während internetbasierte Beratung zwar bereits vor der COVID-19-Pandemie von rund einem Drittel der Respondent:innen angewendet wurde, aber erst durch die Pandemie einen richtigen Aufschwung erlebt hat. Allerdings scheint die Onlineberatung kein reines Phänomen der Pandemie zu sein, das nach deren Abklingen wieder verschwindet. Im Gegenteil, Onlineberatung ist mittlerweile als fixes und wertgeschätztes Setting in der psychosozialen Beratung und Therapie zu sehen und wird von Respondent:innen überwiegend als Bereicherung sowie Erweiterung der eigenen Beratungs- und Therapiearbeit verstanden. Um die Qualität sowie die Professionalisierung der umfassenden Implementierung der Onlineberatung weiter abzusichern, zeigt sich allerdings noch Modifikationsbedarf. Dieser wird z. B. in flächendeckenden Standards und Richtlinien, einer gesetzlichen Verankerung, der Integration von Onlineberatung in Ausbildungscurricula, Fort- und Weiterbildungsangeboten sowie im Ausbau der digitalen Kompetenzen von Berater:innen bzw. Therapeut:innen und auch Klient:innen bzw. der Gesamtbevölkerung gesehen.

Organisation(s)
Project: Family Studies in Austria
No. of pages
220
DOI
https://doi.org/10.25365/phaidra.501
Publication date
05-2024
Austrian Fields of Science 2012
504011 Genealogy, 501019 Psychotherapy, 501002 Applied psychology
Keywords
Portal url
https://ucrisportal.univie.ac.at/en/publications/3821a882-6c73-4192-b028-dbbcb1cb0a59